Als Spieler gehörte Mehmet Scholl zu den beliebtesten Profis überhaupt. Gleiches gilt für seine Rolle als TV-Experte. Doch als Trainer wird er nicht sonderlich geschätzt: Sein Engagement bei der zweiten Mannschaft der Bayern endete im Desaster. Seitdem hat er kein Angebot mehr bekommen. Und daran wird sich vermutlich auch so schnell nichts ändern, denn jüngst lästerte der 44-Jährige über die aktuelle Trainergeneration – und kritisierte damit jeden Klub, der Vertretern von dieser einen Job gibt.
Scholls Kritik an den modernen Trainern
Scholl, der 2012 seinen Trainerschein an der Hennes-Weißweiler-Akademie machte, sieht in vielen der neuen Trainer vor allem Taktik-Nerds. Diese würden „alles anders machen als ich es tun würde“, schimpft Scholl. Viele neue Trainer hätten „selbst nie oben gespielt“ und hätten „keine Ahnung, wie ein Profi auf Spitzenniveau“ ticke. Je mehr er von denjenigen beobachte, so Scholl im Gespräch mit dem „Spiegel“ weiter, die „mit Bestnoten abschließen, die Kursinhalte aufgesogen haben und das typische Kursgesicht haben“, desto mehr würden sich ihm die Nackenhaare aufstellen. Einer der sich wohl angesprochen fühlen darf, ist Alexander Zorniger. Der Trainer des VfB Stuttgart war der Kursbeste im Lehrgang, den auch Scholl abgeschlossen hat.
Scholl findet keinen Berater
Taktik, so der 44-Jährige, sei bei diesen Vertretern der neuen Übungsleitergeneration, das „oberste Gebot“. Es handele sich um „Laptop-Trainer“. Er selbst würde eigentlich auch sehr gerne wieder als Coach arbeiten, könne jedoch keinen Berater bekommen, der ihn bei Vereinen anbiete. Diesen Umstand „finde ich schäbig“. Irgendwann aber, werde er wieder als Trainer arbeiten, ist Scholl sicher. „Auf welchem Niveau auch immer“. Dies sei schließlich seine Leidenschaft.
Ein Stück weit vermisst man aber schon, dass Scholl sich selbst die Frage stellt, weshalb so viele der von ihm gescholtenen Trainer-Typen Jobs in der Bundesliga bekämen und er eben nicht. Aber diese Form des reflektierten Nachdenkens könnte bei ihm möglicherweise zu schmerzhaften Erkenntnissen führen.